Zur Verflechtung von Armutspolitiken auf EU-europäischer und nationaler Ebene am Beispiel der Wohnungslosigkeit von Unionsbürger:innen in Deutschland
Abstract
Obdachlosigkeit als eine extreme Folge von Armut ist das Thema des Beitrags von Marie-Therese Haj Ahmad. Dabei haben Menschen, die aus anderen Ländern der Europäischen Union nach Deutschland gekommen sind, ein ungleich höheres Risiko arm und obdachlos zu werden als deutsche Staatsbürger:innen. Es wird aufgezeigt, wie die deutsche Sozialgesetzgebung diese Menschen systematisch benachteiligt und welche praktischen Auswirkungen dies auf ihre Lebensbedingungen hat. Obwohl die Europäische Union in den letzten Jahren das Problem der Obdachlosigkeit vermehrt thematisiert und (ansatzweise) auch angeht, sind die bislang eingeleiteten Maßnahmen auf europäischer Ebene weder in der Lage noch darauf angelegt, Obdachlosigkeit von Unionsbürger:innen dauerhaft zu überwinden, wenngleich zumindest auf der Handlungsebene der (professionellen) Akteure Spielräume bestehen, die Verwaltungslogiken zu konterkarieren, nach denen diese europäischen Programme funktionieren.