Zur Unhintergehbarkeit von Diagnose
Abstract
Erkenntnistheoretisch ist diagnostische Klassifikation im Sinne von Prädikation für sozialpädagogisches Handeln unhintergehbar, daher nicht kritisierbar. Professionalisierungstheoretisch ist die Notwendigkeit methodisierter Diagnoseverfahren und Klassifikationssysteme als Momente formaler Begründungsrationalität unhintergehbar und kann nicht in Frage gestellt werden. Kritisierbar und infragezustellen sind nur die deprofessionalisierten Formen der Anwendung von Diagnose und Klassifikation im Sinne einer technokratischen Praxis. Eine Kritik der Verwendungspraxis setzt die Unterscheidung zwischen administrativer und professioneller Handlungslogik, sowie von statistisch und rekonstruktiv entwickelten Klassifikationssystemen voraus. Dann erst können die für professionelles Handeln zentralen Probleme der therapeutischen Validität diagnostischer Klassifikation und des therapeutischen Gehaltes diagnostischer Deutungen diskutiert werden.