Zu Theorie und Kritik des Alltagslebens - revised or not
Abstract
Alltagstheoretische Positionen mischen sich spätestens seit den 1970er Jahren immer wieder in kritisch-gesellschaftstheoretische Auseinandersetzungen ein. Einen besonderen Einfluss haben Alltagstheorien seither auch in der sozialpädagogischen Diskussion und in den Debatten um Soziale Arbeit gewonnen. Allerdings zeigt die historische Vergewisserung, dass von einer durchgehenden Bezugnahme auf Alltag und Alltäglichkeit in den Sozial- und Kulturwissenschaften keineswegs die Rede sein kann. Ganz im Gegenteil: Nach der ersten Konjunktur alltagstheoretischer Positionen und Perspektiven in den 1970er Jahren finden sich diese in der Sozialpädagogik / Sozialen Arbeit wie der Allgemeinen Soziologie um den Jahrtausendwechsel nur noch sehr spärlich. Demgegenüber spielen alltagstheoretische Reflexionen in indirekter und direkter Weise in der feministischen Theorie, den Cultural Studies, der Kritischen Kriminologie und Geographie sowie der Stadtforschung in den vergangenen Jahrzehnten eine erkennbare Rolle. Der vorliegende Beitrag versucht eine Systematisierung dieser unterschiedlichen Denktraditionen kritischer Gesellschaftstheorie und im Anschluss daran Hinweise zur Reaktualisierung alltagstheoretischer Perspektiven und Positionen, gerade auch in der Sozialpädagogik / Sozialen Arbeit, anzubieten.