Zivilisierung und ontologische Invalidierung von Menschen mit Behinderung

Teil II
Abstract

Im Folgenden werde ich - mit Bezug auf Norbert Elias - aufzeigen, dass die Behandlung von Menschen mit Behinderung in der Moderne ein barbarischer Nebenkriegsschauplatz auf dem langen Marsch des Zivilisationsprozesses (Elias 2000) ist. Der personality structure Ableismus (Kumar Campbell 2012) der Moderne transformiert die eigene ontologische Unsicherheit in Aversion gegen Behinderung und in deren Entsorgung. Diese negierende Antwort auf biologische und geistige Differenzen in der Moderne wird vom Streben nach der Norm des bereinigten menschlichen Verhaltens und Erscheinungsbildes (Elias 2000) sowie der in den Zivilisationsprozess eingebetteten Tendenz getragen, die physische bzw. intellektuelle Unterschiedlichkeit zu belächeln und zu verachten. Die gesellschaftlichen und sozialpolitischen Antworten auf Behinderung in der Moderne können und dürfen nicht von der emotionalen Aversion gegenüber Einschränkungen getrennt werden, die die Hegemonie des Nicht-Behinderten kennzeichnen. Mit Elias Konzepten der Psychogenese und Soziogenese werde ich erläutern, wie sich die Geschichte von Behinderung in der Moderne in Richtung einer sozialen und ontologischen Invalidierung des Lebens von Menschen mit Behinderung entwickelt hat.