Widerstand als Haltung
Abstract
Friedhelm Schütte gibt mit seinem Beitrag einen nachdenklichen Einblick in seinen politischen Sozialisationsprozess. Die individuelle Erinnerung an und die Auseinandersetzung mit drei Autor:innen, allesamt Opfer von Faschismus, Nationalsozialismus, Franquismus (Falange) und Stalinismus, gerät zum Anlass, "biografische Fährten des Politischen" aufzuspüren und "Widerstand als Haltung" (Praxis) zum Thema eines intergenerativen Erfahrungsaustausch resp. Erinnerungsdiskurs zu erklären. Die Rezeption von literarisch aufbereiteter Primärerfahrung, durchlebt in den Gewalträumen des 20. Jahrhunderts (Gefängnisse, Konzentrationslager, Gulag), spiegelt ein persönliches Szenario politischer Bildung, das Formen "individuellen Widerstandes in lebensgeschichtlichen Grenzsituationen" der so genannten Zwischenkriegszeit nachgeht. Todeserfahrung, der Wille zur Freiheit und politische Irrationalität liefern der Poltischen Bildung nicht nur einen Objektbereich zur historischen Einordnung bzw. zum Verständnis der "europäischen Katastrophe", sondern auch einen tiefen Einblick in die subjektive Be- und Verarbeitung von erfahrener Demütigung, organisierter Willkür und individuellem Widerstand. Das zentrale Anliegen des Beitrags besteht insoweit darin, "Erinnerung [als] Rohstoff der Geschichte" (Jacques Le Goff) zu begreifen und diesen fortwährend, immer aufs Neue sozialer und kollektiver Bearbeitung zu unterziehen.