Wer definiert, wie die Geschichte von repressiver Integration und moralisch legitimierter Ausschließung (wo und wann auch immer) zu erinnern und zu verantworten ist?
Abstract
Nach meiner zurückblickenden Beobachtung folgte der Konflikt um den Grundkurs Soziale Arbeit, genauer dessen Band II, an dem wiederum das inzwischen sogenannte Mannschatzkapitel interessierte, von Beginn an einem Muster, das mir nur allzu gut aus der Sympathisanten-Debatte und dem Deutschen Herbst in Erinnerung geblieben ist. Skandalisiert und Ende der 1970er mindestens symbolisch ausgebürgert wurden Sympathisanten des linken Terrorismus. Als Sympathisanten wurden vornehmlich prominente und politisch eingreifende Intellektuelle ausgesucht – aber auch die Jugend- und Studentenbewegung der 1960er Jahre (heute gelegentlich als Alt-68er diskreditiert) konnte in das Sympathisanten-Feld gebracht werden. Den Band II des Grundkurs Soziale Arbeit hat Timm Kunstreich 1998 veröffentlicht. Vierzehn Jahre nach der Veröffentlichung und Ingebrauchnahme in der Lehre, spätestens mit dem offenen Brief des sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen an das Kuratorium und den Rektor der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie - Das Rauhe Haus in Hamburg begann für mich als eine Art Zeitzeugin der Sympathisanten-Debatte ein Déjà-vu-Erlebnis: Ein Unternehmen der entrüsteten Skandalisierung.