Was ist kritische Sozialarbeit und was nicht?

Abstract

Heft 100 im Laufe der Jahrzehnte ist selbstredend eine stolze Leistung, daher beginne ich damit, Euch im Namen der AG SPAK hierzu herzlich zu gratulieren: Sehr hoffe ich, dass die WIDERSPRÜCHE auch noch das Heft 200 erleben werden. Das Thema ist in den vergangenen 25 Jahren keineswegs einfacher geworden. Um es nahezu schon paradox zu formulieren: Nichts von dem, was die WIDERSPRÜCHE seit ihrer Gründung konstituiert haben, ist ungültig geworden - nur haben sich die Rahmenbedingungen hierfür erheblich verschlechtert. Und dies fortlaufend: der Ordnungswandel (so nennen es die Ungarn) in Mittel- und Osteuropa, der ungebremste Akkumulationsprozess weltweiten Kapitals, die weiterhin besinnungslose Anpassung der Staatsapparate an diesen, die diesen Regelkreis unterstützenden Einsparungen auf der Ebene jeglicher Gebietskörperschaften, entsprechend die Individualisierungen so gut wie aller denkbaren Problemlösungen (nach dem Motto: Jeder für sich und der Weltmarkt gegen alle), und die achselzuckende Akzeptanz der massenweisen Existenz von Verlieren, haben sich auch für die Konstituierung kritischer Sozialarbeit ungünstig ausgewirkt. Der bekannte Marxsche Satz, die Ideen hätten sich noch immer blamiert, wo das Interesse ein von diesen verschiedenes gewesen sei, scheint auch den großen Teil kritischer Sozialarbeit ereilt zu haben.