Vom Sozialstaat zum Präventionsstaat - Mit besonderer Berücksichtigung des Präventionsdenkens in der Sozialen Arbeit
Abstract
Seit Beginn der Neuzeit hat sich das Sicherheitsdenken vom Schutz gegen unmittelbar drohende Gefahren durch äußere Gewalten (Naturkatastrophen, Feuersbrunst etc.) zunächst auf den gefährlichen Menschen und schließlich auf das Gefährliche im Menschen verlagert. Während es den gesellschaftskritischen sozialen Bewegungen immer um eine Prävention der Verhältnisse ging, dominierte in der professionellen Sozialen Arbeit seit ihren Anfängen im späten neunzehnten Jahrhundert eine Prävention des Verhaltens von Individuen, in der Form diverser Strategien der Normalisierung. Gegenwärtig ist Prävention in Theorie und Praxis in allen Bereichen der Sozialen Arbeit zum Zentrum des Selbstverständnisses geworden. Mit einigem Recht kann heute von Prävention als einen kulturellen Fokus der Sozialen Arbeit gesprochen werden. Die normative Aufladung der Prävention, ihre Bedeutung als ordnungspolitische Strategie der Anpassung und Kontrolle wird kaum gesehen. Dominant ist die scheinbare Evidenz des Slogans Vorbeugen ist besser als Heilen.