Trauma, Traumatisierung, Posttraumatische Belastungsstörung

Vom (gescheiterten) Versuch einer emanzipatorischen Politisierung von sozialen Konflikten...
Abstract

Die psychiatrische Krankheitsentität Trauma bzw. Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) hat mittlerweile auf breiter Ebene Eingang in die Soziale Arbeit gefunden. Trauma/PTBS stellen allerdings mehr politische denn wissenschaftliche Errungenschaften dar. Die Folgen: eine professionelle Enteignung von Konflikten und gelebten Erfahrungen durch Expert_innen und eine systematische Individualisierung und Entpolitisierung ihrer Bearbeitung. Soziale Arbeit nimmt dabei in erster Linie die Rolle einer Rezeptions-, Verwaltungs-, Vermittlungs- und Popularisierungsinstanz des psychopathologischen Störungsbildes PTBS ein. Will Soziale Arbeit mehr sein, muss sie sich aus einer alltagskritischen und konflikttheoretischen Perspektive auf alternative diskursive Praktiken und Interventionsformen einlassen: Auf die Rückübersetzung des psychiatrischen Vokabulars in eine repolitisierende Sprache der Verhältnisse, der Interessen und schwierigen Situationen und auf die Entwicklung einer sozialen Infrastruktur, die eine Wiederaneignung der üblicherweise als Trauma interpretierten Konflikte und gelebten Erfahrungen ermöglicht.