Professionalisierung in der Sozialwirtschaft

Entwicklungen, Herausforderungen und Perspektiven für den akademischen Bildungsauftrag
Abstract

Zur Einstimmung drei Beispiele: Die Diakonie Neuendettelsau, mit 6.300 Mitarbeitenden eines der größten Sozial- und Gesundheitsunternehmen in Deutschland, hat ein Forschungsinstitut gegründet, das den Einsatz innovativer Technologien im Sozial- und Gesundheitsbereich in der Praxis erforscht sowie ethisch und wirtschaftlich bewertet. Das Forschungsinstitut wird Teil einer im Aufbau befindlichen Universität. [...] . Zweites Beispiel: Theologie und Ökonomie. Ein Beitrag zu einem diakonierelevanten Diskurs. Drittes Beispiel: Erfolgreich aus der Krise - zukunftsfähige Konzepte im Management mit Controlling. Das erste Beispiel ist ein Textauszug aus einer überregional geschalteten Stellenausschreibung (Die Zeit Nr. 41: 2009), das zweite ist der Titel einer 2006 publizierten Habilitationsschrift (Haas 2006), der dritte Beleg ist das Rahmenthema des 11. DGCS Congress 2010 (www.dgcs.de/veranstaltungen/congress/congress-text.htm 2010). Die Überschriften sind herausgegriffen aus unzähligen Headlines und Stichworten zu neueren Entwicklungen im Sozialsektor, der sich immer deutlicher abhebt und abgrenzt von einem vormaligen Verständnis scheinbar selbstloser Hilfeleistung. Die Beispiele markieren zudem einen Paradigmenwechsel im Professionalisierungsprozess sozialer Arbeit, der im akademischen Diskurs in weiten Bereichen noch immer nur zögerlich angenommen wird. Was ist geschehen? Denn Konzepte zur Organisation und Steuerung sozialer Einrichtungen, präferierte ordnungspolitische Optionen bei der Ausgestaltung und Implementierung von sozialer Infrastruktur, die hierfür als relevant angesehenen Professionen, Fertigkeiten und Fähigkeiten sind ja keineswegs neu. Nur beispielhaft erinnere ich mit dem Stichwort Ambulatorium an ein während der Weimarer Republik praktiziertes und heftig bekämpftes sozialpolitisches Konzept der öffentlichen Gesundheitsversorgung , das zu seiner Realisierung ein spezifisches meso- und mikrostrukturelles Setting sowie die Vernetzung unterschiedlicher Professionen erforderte (WSI 1981). Und mit dem 1955 (sic!) erstmals erschienenen und 35 Jahre später überarbeiteten Leitfaden zur wirtschaftlichen Führung diakonischer Einrichtungen und Werke (Diakonisches Werk der EKG 1993) will ich auf ein ebenfalls schon älteres Konzept verweisen, mit dem jeweiligen Anforderungen einer wirtschaftlichen Steuerung einerseits und sozialen Hilfeleistung andererseits gleichermaßen entsprochen werden sollte.