Marginalisierte Männlichkeit von Jugendlichen mit nicht rein heterosexuellen Orientierungen

Abstract

Samstagnachmittag, bei Starbucks in der Zürcher Bahnhofstraße: Der mit Hilfe der Schweizer Internetplattform Purplemoon rekrutierte Marco (23), der in einer Touristengegend eine Ausbildung im Gastgewerbe absolviert gibt bei laufender Tonaufzeichnung Auskunft über sein Coming Out und über seine Erfahrungen als junger Schwuler in Familie, Schule, Ausbildung und Freundeskreis: Ausgehend von der Frage, nach den frühesten Erinnerungen, die im Zusammenhang mit seiner gleichgeschlechtlichen sexuellen Orientierung stehen, berichtet Marco über die inneren Konflikte auf dem Weg seines Coming Out, über die Reaktionen von Mutter, Vater und Stiefvater, über erste über das Internet geknüpfte Kontakte und gelangt schließlich - ungefragt - zu jenen Erfahrungen, die man unter dem Begriff der Diskriminierung subsumieren könnte. Solche Diskriminierungserfahrungen hat Marco zur Genüge gemacht - etwa im Kontext seiner früheren Schule, in der er geoutet wurde, weil er von Mitschülern, die nur vorgeblich schwul im Internet unterwegs waren, erkannt worden ist oder im Rahmen seiner Ausbildung, wo es erst kurz vor dem Interviewtermin zu Beleidigungen gekommen ist. Kommt es zu solchen verbalen Angriffen, so geht Marco verbal schnell in die Offensive, denn wie er selbst sagt: Man lernt, sich zu wehren. Eine offensive Form der Verteidigung, die - wie im Falle der Diskriminierungserfahrungen am Ausbildungsplatz auf den Instanzenweg geführt hat, die aber in anderen Fällen durchaus auch schon die Androhung von Gewalt - Pass' auf, was du sagst, sonst trete ich dir in deinen jungfräulichen Arsch - führen kann...