Intersektionale Perspektiven in der Sozialen Arbeit

Ein produktiver Forschungsansatz in der Arbeit mit Drogengebrauchenden Sexarbeiterinnen
Abstract

Intersektionale Perspektiven in der Sozialen Arbeit - Ein produktiver Forschungsansatz in der Arbeit mit Drogengebrauchenden Sexarbeiterinnen In diesem Artikel möchte ich zeigen, welche Erkenntnisse durch die Verwendung eines intersektionalen Forschungsansatzes für die Soziale Arbeit gewonnen werden können. Ich werde dazu Ergebnisse aus meiner Dissertation heranziehen, in der ich mich mit der Handlungsfähigkeit von Drogengebrauchenden Sexarbeiterinnen beschäftigt habe. Am Beispiel der Drogengebrauchenden Sexarbeiterinnen lässt sich differenziert nachweisen, dass eine repressive Politik eine verheerende Wirkung auf die Situation der Betroffenen hat. Sanktionen und Verfolgungen scheinen für die Gesellschaft die einzige Möglichkeit zu sein, dem Phänomen Herr zu werden. Die Stimme der Betroffenen verstummt im Geschrei der herrschenden Diskurse, so z.B. bei den aufgeregten Diskussionen um Zwangsprostitution und Menschenhandel oder der Forderung nach Zurücknahme des 2002 eingeführten Prostitutionsgesetzes, wie es erst kürzlich Alice Schwarzer in einer Talkshow forderte.[br][br] Ich habe in meiner Dissertation 15 Drogengebrauchende Sexarbeiterinnen interviewt. Die Frauen leben und/oder arbeiten in Hamburg St. Georg. Der Stadtteil ist städtisches Aufwertungsgebiet und ist außerdem von massiven Regulierungen, wie der Gefahrengebiets- sowie Sperrgebietsverordnung und dem Kontaktanbahnungsverbot betroffen. Drogengebrauchende Sexarbeiterinnen sind auf Grund der doppelten Verletzung sozial-moralischer Normen in ihrem Alltag extremen Stigmatisierungen ausgesetzt. Sie verstoßen tagtäglich gegen mindestens zwei Gesetze, das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und die Sperrgebietsverordnung (SpGVo). Sie sind aus Sicht der Mehrheit nicht als handlungsfähige Subjekte erkennbar.[br][br] Es ging mir u.a. darum, politische Handlungsmöglichkeiten und Empowermentansätze, die zur Selbstermächtigung für Drogengebrauchende Sexarbeiterinnen führen, herauszuarbeiten. Forschungsleitend war die Arbeitsthese, dass in der Verweigerung von gesellschaftlichen und rechtlichen Normen und in den Verstößen gegen sie subversive Akte und Widersetzungen enthalten sind, die Handlungsfähigkeit einerseits eröffnen und andererseits beschränken können. Es ist schwierig, Empowerment in den marginalisierten Bereichen der Sexarbeit zu etablieren. Dort ist die Situation durch die Gesetzgebungen im Strafrecht, im Ausländerrecht und aufgrund der strukturellen Diskriminierung sowie massiver Vorurteile bei Ämtern und Behörden sehr kompliziert.