Hausaufgaben in der offenen Ganztagsgrundschule
Abstract
Mit der Einführung von Ganztagsschulen sollen - als Folge der negativen Leistungsbilanz aus PISA - die Schulleistungen gesteigert und Risikoschüler/innen gefördert werden. Die Hausaufgabenfrage nimmt in der Ganztagsschuldebatte eine herausgehobene Stellung ein, da mit ihr hohe Erwartungen an die schulische Lern- und Leistungsförderung verbunden sind. In dem Beitrag wird anhand von Daten aus der wissenschaftlichen Begleitforschung zur offenen Ganztagsschule im Primarbereich (OGS) in NRW untersucht werden, ob die im Primarbereich favorisierte Form der offenen Ganztagsschule ihren Anspruch nach Lernförderung im Bereich der Hausaufgabenbetreuung pädagogisch einlösen kann. Sowohl die Pädagogen- als auch die Kinderbefragung bilden einen Modus der Hausaufgabenbetreuung ab, der durch die Aufgabenerledigung in einem reglementierten Zeit- und Ordnungsrahmen erfolgt und den Kindern wenig Spiel- und Handlungsräume für selbstreguliertes wie selbstbestimmtes Lernen eröffnet. In der Hausaufgabenbetreuung der OGS werden Merkmale der Hausaufgabenpraxis der Halbtagsschule tradiert, ohne sie einer kritischen Reflexion zu unterziehen und die Praxis an den erziehungswissenschaftlichen Befunden zur Theorie und Empirie von Hausaufgaben auszurichten. Insofern leistet die gegenwärtige Hausaufgabenpraxis keinen Beitrag zur Verbesserung der Lernkultur.