Gibt es eine neue Unterschicht?

Ein Beitrag gegen Entsolidarisierung
Abstract

Seit einiger Zeit scheint ein lange gültiges gesellschaftspolitisches Tabu gebrochen worden zu sein, in Deutschland ist wieder von Klassenunterschieden die Rede. Versicherten in den 80er und 90er Jahren namhafte Soziologen wie Ulrich Beck noch glaubhaft, dass durch die gesellschaftlichen Entwicklungen der vorangegangenen Jahrzehnte es zu einer Auflösung traditioneller Herkunftsmilieus und einer zunehmenden Individualisierung gekommen sei, welche in eine Gesellschaft jenseits von Klasse und Stand (vgl. Beck 1983) geführt habe, erfahren Begriffe wie Schicht und Klasse in den letzten Jahren eine neue und zugleich ungeahnte Konjunktur (vgl. Redaktion Widersprüche 2005: 3f). Ein bedeutsames, dieses neue Klassenbewusstsein auszeichnende Merkmal ist, dass Klasse in erster Linie mit der Vorsilbe Unter versehen wird: Es ist die Rede von neuen Unterschichten (vgl. Nolte 2004). Dieser Beitrag stellt eine stark überarbeitete Version eines gleichnamigen Vortrags dar, welcher am 10.11.2007 an der Evangelischen Fachhochschule Ludwigshafen im Rahmen der langen Nacht der Wissenschaften gehalten wurde.