Gewalt, Zwang und Disziplin:

Dunkle Gestalten an der Wiege sozialer Entwicklungen
Abstract

Die Begriffskombination Gewalt, Zwang und Disziplin löst bei vielen Menschen, die sich als links definieren, einen spontanen, intellektuellen und emotionalen Abscheureflex aus. In dieser Kombination werden sie beinahe automatisch als schlechte Mittel zur Absicherung von Herrschaft in ungerechten Gesellschaften bzw. als typische Durchsetzungspraxen repressiver Gruppen verstanden. Bestätigt wird diese Abscheu dadurch, dass die gleiche Trias bei Menschen, die sich als rechts verstehen, häufig auf Offenheit und Neugier, wenn nicht auf unverhohlene Faszination stößt, was zur Bestätigung tradierter Freund/Feind-Schemata führt. Vielleicht liegt es genau daran, dass 'man' an der eigenen Abscheu festhalten möchte und gar nicht bereit ist, diese Begriffe eingehender zu untersuchen. Im Folgenden möchte ich anhand zweier Autoren und eigener Überlegungen die festgefügte Diskurslandschaft ein wenig verunsichern: Die Hauptthese lautet, dass sich im Verlauf von Gewalt-, Zwangs- und Disziplinierungsprozessen Formen einer negativen Entwicklungs-Dialektik ereignen können aber nicht müssen: aus nicht anders möglichen archaischen Anfängen, können sich höhere Formen des Bewusstseins und der sozialen Organisation entwickeln. Zugleich legt sich damit ein Schatten über den Beginn, der auch auf höheren Niveaus ständig präsent bleibt, zu Rückschritten einlädt und das Licht der späteren Entwicklungen immer wieder zu verdüstern droht.