Geschlechtliche Codes sozialer und ökonomischer Strukturen
Abstract
Der Beitrag greift Tove Soilands Kritik an Gender-Theorien auf, die davon ausgehen, dass Geschlechter zwei, in der Folge zu dekonstruierende, kohärente Identitäten sind - was auch impliziert, beide als gleichermaßen konstruiert zu denken. Ebenso soll ihre daraus abgeleitete Kritik an den geschlechterpolitischen Konsequenzen dieser Theorien untermauert werden. Anhand Foucaults These, dass sich Machtdispositive direkt an den Körper schalten, und Bourdieus Überlegungen zu einer vergeschlechtlichten und vergeschlechtlichenden Vergesellschaftung der Physiologie, werden jedoch die identitätstheoretischen Überlegungen von Soilands Kritik ihrerseits noch einmal einer Kritik unterzogen. Im Zentrum des Beitrages steht allerdings der Versuch, Soilands nur andeutungshaften Überlegungen zu geschlechtlichen Codes sozialer und ökonomischer Strukturen, die geschlechterhierarchisierende Effekte zeitigen, aufzugreifen und in Weiterführung der britischen Theorie der Reproduktionskodes theoretisch auszuformulieren. Gezeigt werden soll auf diese Weise, dass die von dekonstruktivistischen Ansätzen ins Zentrum gerückte vergeschlechtlichende Bezeichnungspraxis eingebunden und verwoben ist mit den Mystifikationen des Kapitalverhältnisses, was in Soilands sich allein auf der Ebene der Machttechnik bewegende Kritik vernachlässigt wird. Dargelegt werden soll darüber hinaus, wie vergeschlechtlichende Kodierungen in dieser Weise nicht nur Funktionen im Rahmen gesellschaftlicher Reproduktion erfüllen, sondern als Bewältigungsmuster im Rahmen der individuellen Reproduktion ebenfalls hohe Bedeutung erlangen können.