Gedenken an queere Opfer des Holocausts
Abstract
Im weiten Horizont des Opferdiskurs der Bundesrepublik Deutschland nach 1945 widmet sich Jördis Spengler einer sozialen Gruppe von ausgeblendeten Opfern des Nationalsozialismus. Mit dem "Gedenken an die queeren Opfer des Holocaust" adressiert sie zum einen die Praxis des Verschweigens, des kollektiven Ausblendens nationalsozialistischer Verfolgung und staatlichen Terrors gegen 'Asoziale', 'Minderwertige', 'Lesben' und 'Schwule' in Konzentrationslagern und anderen Gewalträumen des Regimes, zum anderen ein immer noch vernachlässigtes Thema Politischer Bildung. Den "Kreislauf des Schweigens" thematisieren heißt für Spengler sowohl eine rechtspolitische Verbindung zwischen Sexualität und Holocaust herzustellen als auch das "Etikett queer" im Lichte von "Praktiken und Geschlechtsidentitäten" exemplarisch zu diskutieren. Unter Rückgriff auf drei Biografien ("Einzelschicksalen") wird eine "multiperspektivische Erinnerungspolitik" eingeklagt, die Tabus überwindet und Gesellschaft und Sexualität zum Objektbereich einer anspruchsvollen Erinnerungskultur erklärt.