Ganztagsschulen und die 'Bruchkanten' der Gesellschaft

Abstract

Die forcierte Ausweitung der Ganztagsschulen in Deutschland beruht u.a. auf der Behauptung, mit einer solchen Form der Schulorganisation könne pädagogisch 'gerechter' als bislang auf die Heterogenität der Schülerschaft reagiert und insbesondere einer Marginalisierung benachteiligter Kinder und Jugendlicher entgegen gewirkt werden. Mit der Einführung von Ganztagsschulen ist das Versprechen verknüpft, dadurch 'Schulen für alle' zu schaffen, die, ausgestattet mit mehr Zeit und mehr Ressourcen, in der Lage seien, die Ausgrenzung von Schülerinnen und Schülern zu verhindern. Aus kultur- und raumsoziologischen Perspektiven erweisen sich solche Verheißungen jedoch als naiv und trügerisch, denn auch Ganztagsschulen werden eher von den Wirkkräften gesellschaftlicher Spaltung erfasst, als dass es ihnen gelänge, sich diesen zu entziehen. Gleichwohl lassen sich Vorschläge unterbreiten, wie auch Kinder und Jugendliche in riskanten Lebenslagen schulisch wirksam gefördert werden können.