Digitale Produktion von Weltgesellschaft
Abstract
Friedhelm Schütte diskutiert in drei Akten den Zerfall bürgerlicher Öffentlichkeit sowie neue Formen sozialer Interaktion. Ein Prolog, der die digitale Maschinerie zum Ausgangspunkt sowohl einer neuen Stufe kapitalistischer Produktionsweise als auch von Vergesellschaftung erklärt, leitet den Beitrag ein. Im Epilog wird auf die Krise der Wissenschaft in Krisenzeiten eingegangen, mithin auf die Ratlosigkeit, die mit der Produktion von Weltgesellschaft einhergeht. Im Mittelpunkt steht der Wandel warenproduzierender Gesellschaften via Datenökonomie und Informationstechnologie sowie die Aufhebung der klassischen Trennung von Öffentlichkeit und Privatheit. Die zentrale These der Erosion bürgerlicher Öffentlichkeit materialisiert sich in eben dieser Grenzverschiebung auf der Basis digitaler Produktionsmittel sowie der Expansion immaterieller Arbeit. Ein Blick in den Maschinenraum der globalen Fabrik offenbart nicht nur die Verwerfungen von Digitalisierung und neue Formen weltweiter Arbeitsteilung, sondern auch das Verständnis von Freiheit und die Involviertheit der Subjekte in den globalen Transformationsprozess. Ein Leben in Unsicherheit, der Kontrollverlust über das wirkliche Leben und der Wert des Privaten sind deshalb Thema. Die verdichtete Verdinglichung wird im dritten Akt 'inszeniert'. Was, so die Frage, kann man dem 'universale(n) Verblendungszusammenhang' (Adorno) entgegenstellen?