Die vergessene Freiheit

Über Veränderungen des pädagogischen Denkens
Abstract

Michael Winkler nimmt in seinem Essay den Faden nach der Bedeutung der Freiheit wieder auf und kritisiert den Bedeutungsverlust der Idee von Freiheit als Bezugspunkt von Erziehung und Pädagogik. Freiheit als konstitutives und regulatives Moment pädagogischen Geschehens spielt danach gegenwärtig keine Rolle mehr. Entsprechend verzichtet beispielsweise die Diskussion um Inklusion auf Gedanken der Unabhängigkeit und Selbständigkeit, verliert sich Pädagogik in den Tendenzen der Institutionalisierung oder zieht sich auf die Idee klarer Grenzziehungen punitiver Maßnahmen zurück. Ursächlich verknüpft sich dieser Wandel mit der Veränderung der Vorstellung von Freiheit unter einer neoliberal organisierten Gesellschaft. Dem Verständnis von Freiheit als sozialer Praxis aus Freiheit, Gleichheit und Solidarität steht die erzwungene Freiheit moderner Gesellschaften gegenüber. Die Idee einer Autonomie durch Konsum dominiert, löst die Menschen aus ihren sozialen Zusammenhängen und verdrängt die solidarische Praxis von Freiheit einer Sorge umeinander. Hieran knüpft sich die existentielle Frage, wie sich unter solchen Verhältnissen ein Subjekt bilden und noch gelebt werden kann. Deshalb ist die Ausarbeitung des Freiheitsbegriffs im Kontext der Pädagogik von zentraler Bedeutung und die Stellung von Freiheit als Abwehrbegriff gegen Vereinnahmung, als Handlungsmöglichkeit und als notwendig reale Erfahrung von Menschen in sozialen Zusammenhängen zu verteidigen. Dieser Gedanke wiederum ist in einem spezifisch dialektischen Verständnis von Pädagogik aufzuheben.