Dass man jeden Millimeter darum kämpfen muss, Grundstandards durchzusetzen.
Abstract
Während die Regelungen der Hartz-Gesetze für die von ihnen Betroffenen ohne Zweifel eine tagtägliche Zumutung darstellen, wird von Teilen der Öffentlichkeit ein Diskurs befeuert, in dem Erwerbslose und die Bezieher von Sozialleistungen als unproduktive Schmarotzer oder potenzielle Abzocker diffamiert werden. Vor dem Hintergrund solcher Denkmuster und Kontext des neoliberalen Umbaus des Sozialstaates stellt sich die Frage, wie die Möglichkeiten zu Einspruch, Gegenwehr und Widerstand der Betroffenen entwickelt, erhalten und ausgebaut werden können. Der Wuppertaler Verein Tacheles e.V. gehört seit vielen Jahren zu einer festen Größe in der Sozialhilfe- und Erwerbslosenbewegung und ist mit seinen kämpferischen Aktionen weit über den Wuppertaler Raum bekannt geworden. Neben der konkreten Beratungsarbeit für Betroffene betreibt Tacheles ein umfangreiches Internetportal zu Fragen rund um ALG II, veröffentlicht die Adressen von Selbsthilfe- und Erwerbsloseninitiativen und hat eben einen Leitfaden zu ALG II/Sozialhilfe in der 26. Auflage publiziert. Im Jahr 2006 klagte der Verein erfolgreich gegen die Bundesagentur für Arbeit und zwang die Behörde dazu, ihre internen Weisungen zum Arbeitslosengeld zu veröffentlichen. Diese und andere Aktivitäten mehr sind Grund genug, mit dem Mitgründer und Vorstandsmitglied Harald Thomé ein Interview über die Vereins- und Beratungsarbeit, die Hartz IV-Bürokratie und die Möglichkeiten der Gegenwehr sowie über die Perspektiven der Erwerbslosenbewegung zu führen. Mit ihm sprach Sven Steinacker.