Das lange Jahrhundert der Lager?

Ausschluss und Einschluss - ein Strukturmerkmal von Vergesellschaftung im Kapitalismus
Abstract

Schließlich gelingt es Helga Cremer-Schäfer in ihrem Beitrag Das lange Jahrhundert der Lager? Ausschluss und Einschluss - ein Strukturmerkmal von Vergesellschaftung im Kapitalismus deutlich zu machen, dass, im Anschluss an Zygmunt Bauman, das 20. Jahrhundert als Jahrhundert der Lager bezeichnet werden kann. Diese Bezeichnung enthält das Plädoyer jene als selbstverständlich und notwendig erklärte Politiken und Praktiken von Ausschließung als bis heute andauernde Bedingungen der Möglichkeit des Holocaust zu denken. Zu den Bedingungen der Möglichkeit von Vernichtungslagern wie Auschwitz gehören nach Baumans Theorie der Moderne, bzw. der Dialektik von Ordnung: die Herstellung von sozialer Ordnung durch staatliche und private Verwaltungen. Ein instrumentelles, für die Organisierung einer sauberen Gesellschaft nützliches Wissen. Klassifikationen, die eine indifferente, adiaphorisierende Haltung gegenüber dem Anderen forcieren und ebensolche Technologien, die Einschluss und Ausschluss rationalisieren. Mittels der Kontinuität und einer herrschenden Selbstverständlichkeit mit der Fremde, Arme, Abweichende, Verachtete und als gefährlich oder minderwertig kategorisierte Menschen in Lager verbracht und andere totale Institutionen eingewiesen werden, wird eine Perspektive begründet, externalisierende Ausschließung, aber auch Ausschließung, die sich als Einschluss in Anstalten und Lager nach innen richtet, als strukturellen Ausschluss zu analysieren. Gerade wenn Neoliberalismus als ein Ausschlussregime verstanden wird, ist es notwendig die Form sozialer Ausschließung, die diese gesellschaftliche Phase voraussetzt und rationalisiert anwendet zu untersuchen. Nicht zuletzt um Möglichkeiten von Nicht-Mitmachen, wie sie auch in den Beiträgen von Dohmen, Kunstreich, Kolbe und Kufner-Eger zuvor bereits herausgearbeitet wurden, auch weiterhin in Erfahrung bringen zu können.