Ausnahme und Regel

Asyl zwischen menschenrechtlichen Ambitionen und realpolitischer Praxis
Abstract

Fundamentale Widersprüche zwischen normkonformer Rhetorik und realpolitischer Praxis sind nicht erst seit Beginn der sogenannten Flüchtlingskrise zu beobachten. Asyl wurde seit jeher an politische Konjunkturen angepasst und verfolgte stets eine Doppelstrategie von In- und Exklusion. In einem kursorischen historischen Überblick und einer Analyse aktueller asylpolitischer Entwicklungen wird argumentiert, dass eine Betonung der dem Asyl inhärenten politischen Funktion der Ausnahme unabdingbar ist, um das unschätzbare, jedoch strukturell begrenzte Potential dieser Norm jenseits ihrer humanitären Semantik zu bewerten und gezielt in den Prozess der Normerosion zu intervenieren.