Angst und Abstraktion

Maßgebliches Wissen über die Angst, die Notwendigkeit von Kritik und reflexive soziale Arbeit
Abstract

Statt in den Chor derer mit einzustimmen, die in Angststörungen ein zunehmendes Problem unserer Zeit zu erkennen glauben, oder statt in Angst einen zentralen Produktivfaktor sowohl für individuelle als auch für gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zu vermuten, wird in diesem Beitrag folgende abweichende Behauptung in den Mittelpunkt gestellt: Um etwas Angemessenes über Angst zu lernen, bedarf es zuallererst einer kritisch-distanzierten Auseinandersetzung mit den existierenden und maßgeblichen Wissensangeboten über die Angst. Ein solches Vorgehen kann im Ergebnis der Wiederaneignung der Definitionshoheit über einerseits je eigene singuläre Ängste, als auch über andererseits möglicherweise kollektiv vorhandene Befürchtungen dienlich sein. Dergleichen scheint für die soziale Arbeit deshalb von besonderer Bedeutung, weil angenommen werden kann, dass die dort anzutreffende Klientel von Prozessen sozialer Ausschließung, also objektiver Gefahr, als auch von maßgeblichen Wissensangeboten über die Angst in zunehmendem Maße betroffen ist und betroffen sein wird.