Alter(n) in Bewegung

Zum Verhältnis von Geschlechtsidentität und Lebensalter am Beispiel alternativer Wohnprojekte der queer community
Abstract

Die gesellschaftliche Bedeutung gesundheitlicher Versorgung, Pflege und psychosozialer Begleitung alter und hochaltriger Menschen nimmt zu. Nicht unerheblich ist dabei die Art und Weise, wie der gesellschaftliche Diskurs über das Altern und das veränderte Generationengefüge geführt wird. Frank Schirrmachers (2004) Bestseller Das Methusalem-Komplott illustriert eine mittlerweile gängige Alarmierungs- und insofern auch Moralisierungspraxis. Er schreibt, dass wir das Problem unseres eigenen Alterns lösen (müssen), um das Problem der Welt zu lösen (ebd.). Älterwerden wird als unerwünschte Last, die jeder vermeiden wolle, stereotypisiert, um zugleich - im Duktus eines Krieges der Generationen - zu einem Komplott, zu einem Bündnis der sogenannten Alten gegen die Ausbeutung durch die sogenannten Jungen aufzurufen. In der aktuellen wissenschaftlichen und Fachdebatte um eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung und Pflege in einer alternden Gesellschaft werden, gewissermaßen im Windschatten dieses popularisierten Diskurses des Älterwerdens, immer häufiger Forschungsfragen aus einem interdisziplinären Kontext heraus gestellt und bearbeitet, weil deutlich geworden ist, dass die komplexen Fragestellungen nicht von einer wissenschaftlichen Disziplin alleine gelöst werden können. Um innovative Modelle für einen angemessenen und adressatenbezogenen Umgang mit den schwierigen Situationen, die im Alter entstehen können, zu entwickeln, hat sich die Zusammenarbeit in Netzwerken bewährt. Damit verbunden ist vermutlich auch die Hoffnung, durch eine multiperspektivische Inblicknahme des 'Alternsproblems', die Re-Produktion diskriminierender Altersstereotypen zu reduzieren (in einem utopischen Sinne vielleicht sogar zu vermeiden).