Unser aktuelles Heft

Normalisierung von Armut?

Bürgergeld und Co.

Heft 173

Armut und der politisch institutionalisierte Umgang mit ihr stehen in einer widersprüchlichen Verbindung zu Fragen politisch-gesellschaftlicher Zugehörigkeit. Armut verweist auf ein gesellschaftliches Verhältnis und Armutspolitiken markieren immer auch spezifische „Beziehungspolitiken“: als „Arme“ kategorisierte Menschen werden in ein spezifisches Verhältnis zur staatlichen Ordnung sowie zu anderen, nicht als arm geltenden, Bevölkerungsgruppen gesetzt. Vor diesem Hintergrund reflektiert das Heft die politisch proklamierte „Überwindung“ von Hartz IV durch ein „Bürgergeld“ sowie die Debatten darum: Wie verändern sich infolge der Novellierung Praxen der Zuweisung von Zugehörigkeiten, der Etikettierung und Ausschließung? Welche Hierarchisierungen bleiben bestehen oder werden neu geschaffen? Welche hegemonietheoretische Bedeutung hat es eigentlich, wenn arme Menschen explizit daran erinnert werden müssen, dass sie trotz materieller Mangellage auch „Bürger*innen“ sind? Welche Beziehung zwischen als „arm“ gekennzeichneten Menschen, dem politischen Gemeinwesen und anderen Bevölkerungsgruppen, soll aufgerufen bzw. (neu) justiert werden? Welche Bedeutung besitzt Armut im Selbstverständnis und in der materiellen Realität einer Gesellschaft, in der Verteilungskämpfe sowie Formen sozialer Ausschließung sich nicht mehr wegdefinieren lassen, sondern vielmehr (wieder) „normal“ geworden sind?