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Heft 80: Wir können auch anders - Soziale Utopie heute

2001 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titelseite Heft 80
  • Juni 2001
  • 116 Seiten
  • EUR 11,00 / SFr 19,80
  • ISBN 3-89370-353-5

Gerhard Armanski
Wo liegen die Inseln der Seligen?
Utopie und Geschichte

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts dominieren die Negativ-Utopien. Die Hoffnungen, die noch zur Zeit der Aufklärung in Utopien zum Ausdruck kamen, scheinen angesichts der katastrophalen Erfahrungen mit den misslungenen, weil in den Totalitarismus abgekippten geschichtlichen Großversuchen zur Realisierung staatlich orientierter Utopien zu Drohungen mutiert zu sein. Anlässlich eines Streifzuges durch historisch vorliegende Utopien lässt sich feststellen, dass Utopien zwar einerseits im Zeitverlauf immer näher um die Geschichte oszilliert sind, dass aber andererseits die technokratische Realisierung utopischer Vorstellungen immer zu deren Verschwinden geführt hat. Bedeutet das das Ende der Utopie? Der vorliegende Beitrag spricht eher von der Metamorphose denn vom Verschwinden der Utopie und macht einen konzeptuellen Vorschlag, der dem paradoxen Charakter der Utopie Rechnung zu tragen sucht. Leseprobe

Uwe Hirschfeld
Zur Bedeutung des Kulturellen für die Veränderung der Gesellschaft

Ein aktuell von Marco Revelli vorgelegtes Buch definiert eine Linke der Zukunft als gesellschaftliche Linke, d.h. sie könne sich nicht allein auf den politischen Raum beschränken, sondern müsse im Sozialen selbst schon präsent sein. Der Beitrag konkretisiert diesen Ansatz mit einem Begriff des Kulturellen, der auf die Selbstvergesellschaftungsprozesse der Menschen zielt, und diskutiert deren Bedeutung für gesellschaftliche Veränderungen.

Rolf Schwendter
Utopie, Sozialarbeit

Sozialarbeit hat als intellektuelle Vermittlungsarbeit mit oder zwischen armen und/oder ausgegrenzten Personen, die gleichzeitig durch Hilfe und durch Herrschaft gekennzeichnet ist, ein spezifisches Verhältnis zur Utopie. Der vorliegende Beitrag zieht aus der Feststellung, dass es keine Utopie aus einer genuin sozialarbeiterischen Perspektive gibt, den Schluss, dass das ideelle sowie das Aktionsfeld der Sozialen Arbeit von aus anderen Bereichen gewonnenen "Partialutopien" strukturiert sind. Die sozialarbeiterisch relevanten Partialutopien werden nach Herkunft und Inhalten (unter anderem entlang der Blochschen Unterscheidung zwischen Freiheits- und Ordnungsutopien) angeordnet und schließlich mit "Realutopien" im Bereich der Sozialen Arbeit kontrastiert, d.h. mit Forderungen, von deren Umsetzung man sich die Abschaffung oder Linderung bestehender Missstände verspricht, vor allem derjenigen nach einer allgemeinen Grundsicherung und derjenigen nach einer Produzierendensozialpolitik.

Ursula Riedel-Pfäfflin
Taking Place
Raum, Macht und Geschlecht

Die Geschichte der feministischen Theorie und Praxis seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist zunächst durch ein wachsendes Selbstbewusstsein der Frauen sowie ihre Eroberung immer weiterer 'Männerdomänen' gekennzeichnet. Später kommt die Erkenntnis hinzu, dass Frauen nicht nur Grenzgängerinnen hinsichtlich der traditionell fixierten Geschlechtersphären sind, sondern dass auch unter Frauen beträchtliche Differenzen hinsichtlich ganz unterschiedlicher Ungleichheitsdimensionen bestehen, so dass feministische Strategien nicht mehr einfach in der Gleichheitsforderung aufgehen. Wie also weiter? Neben feministischen und Frauenstudien haben sich an den Universitäten inzwischen Männerforschung und Gender Studies etabliert, und in der Politik gewinnt das Gender-Mainstreaming an Bedeutung, das eine Verankerung feministischer Inhalte in allen gesellschaftlichen Bereichen anstrebt. Diese Inhalte werden überall dort produktiv sein, wo sie die hierarchisch strukturierten Grenzziehungen unterlaufen und überwinden: interdisziplinär, intergender, interkulturell, interökonomisch und interreligiös.

Reinhart Kößler, Henning Melber
Internationale Solidarität mit Zukunft?

Das katastrophale Scheitern der realsozialistischen Systeme liefert wieder einmal einen Anlass, die Möglichkeit bzw. Wünschbarkeit von Utopie in Bausch und Bogen zu verwerfen, indem ihr dieses Scheitern angelastet wird. Solchen Argumentationen kann ein an Bloch orientierter Begriff von Utopie entgegen gehalten werden, der gleichzeitig von der Vergewisserung über das "Vorhandene" und der Auslotung verbleibender Spielräume gekennzeichnet ist. Im Zentrum der Überlegungen des vorliegenden Beitrags steht die Bedeutung der Solidarität als einer auch vom Gefühl geleiteten Haltung bzw. Handlungsform für die (internationale) Verwirklichung von Zielen eines (über)lebensnotwendigen rigorosen Humanismus und Universalismus. Vor dem Hintergrund aus diesen Überlegungen abgeleiteter Anforderungen wird exemplarisch ein aktuelles Dokument zur deutschen Afrikapolitik kritisch in den Blick genommen.

Ralf Evers
Der Trost der Weisheit
Notizen zu einer veränderten Zukunft des Alterns

Wo und wie kommt das Altern an sein Ziel? Ist das Alter die Zukunft menschlichen Werdens? Dieses Fragenpaar verweist auf die Notwendigkeit, die Besonderheiten der letzten Lebensphase kritisch zu beleuchten. Zur Analyse wird das oft gebrauchte Stereotyp der Altersweisheit herangezogen. Mit seiner Hilfe wird deutlich gemacht, dass die Prinzipien einer induktiven Utopie - Schmerz und Sehnsucht, Realismus und Hoffnung - nicht nur Motoren des Werdens sind, sondern auch an dessen Ende Trost bieten und ein Altern in Würde ermöglichen.

Kai Bammann, Gaby Temme
Überwachen als Strafe?
Aktuelle Entwicklungen in der Diskussion um die Einführung des elektronisch überwachten Hausarrests

Seit 1997 ist in Deutschland zunehmend Bewegung in die kriminalpolitische Diskussion um die Einführung des elektronisch überwachten Hausarrest gekommen. Erwähnenswert sind diesbezüglich insbesondere drei Initiativen bzw. Projekte: Erstens ein Gesetzentwurf des Bundesrates über die Einführung eines §10a StVollzG. Zweitens hat sich die noch von der Kohl-Regierung einberufene Kommission zur Reform des strafrechtlichen Sanktionensystems in ihrem im März 2000 erschienenen Abschlussbericht zum elektronisch überwachten Hausarrest als neuer Sanktion im deutschen Recht geäußert. Drittens gibt es schließlich seit dem 2. Mai 2000 ein erstes Modellprojekt in Hessen, bei dem an nach §57 StGB auf Bewährung entlassenen Strafgefangenen elektronisch überwachter Hausarrest als Bewährungsweisung erprobt wird. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Frage, wie diese drei Vorhaben bzw. Stellungnahmen zu bewerten sind und welche Rolle ihnen in der kriminalpolitischen Entwicklung in Zukunft zukommen wird.

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