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Heft 143: Sprache und Sprechen in der Sozialen Arbeit

2017 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

  • März 2017
  • 158 Seiten
  • EUR 15,00 / SFr
  • ISBN 3-89691-013-2
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Manfred Kappeler
Historische und gesellschaftliche Bedingungen der Sprachkritik in Deutschland
Die Auseinandersetzung um die Bedeutung der Sprache im Nationalsozialismus

Seit Jahrtausenden denken Philosophen und Theologen über "Ursprung", "Wesen" und Funktionen der Sprache nach. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert etablierte sich schließlich eine eigene Sprachwissenschaft, die sich schnell in verschiedene "Schulen" ausdifferenzierte. Die wegweisenden sprachwissenschaftlichen Werke wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert veröffentlicht, das mit guten Gründen das "sprachwissenschaftliche" genannt werde kann. In diesem Beitrag werden am Beispiel der Auseinandersetzung mit der Sprache im Nationalsozialismus die historischen und gesellschaftlichen Bedingungen von Sprache thematisiert und zugleich wesentliche Aspekte der Sprachkritik aufgezeigt.

Manfred Kappeler
Sprachkritik in der Sozialen Arbeit

Manche Sprachforscher haben die auf den ersten Blick so plausibel erscheinende uralte Sichtweise, dass Denken dem Sprechen vorgelagert sei, übernommen: Danach erfolgt die entscheidende Weichenstellung im Denken, dass sich dann im gesprochenen bzw. geschriebenen Wort, in der Form "meiner Sprache" äußert und sich schließlich in meinem Handeln materialisiert. Linguisten bezeichneten diese Ableitungsschemata als Ausdruck einer naiven mechanistischen Sichtweise: Nicht auf die Selbstverständlichkeit, dass Denken sich im Sprechen und Schreiben, in "Worten", äußert komme es an. Das sei nur der Modus der Weitergabe dessen, was in Gedanken/im Denken als Vor-Gedachtes schon formuliert sei und nur noch geäußert, also gesagt bzw. geschrieben werden müsse, sondern darauf, dass mein Sprechen und meine Sprache, schon in den Gedanken/ in das Denken selbst eingehe, seinen Inhalt und seine Form mitbestimme. Dem schließe ich mich an und versuche, den Zusammenhang von Denken/Gedanken, Sprache/Sprechen und Handeln dialektisch weiterzudenken. Leseprobe

Helga Cremer-Schäfer
Wieder gelesen
Wieder gelesen: Heinz Steinert (1942-2011): "Widersprüche, Kapitalstrategien und Widerstand oder: Warum ich den Begriff 'Soziale Probleme' nicht mehr hören kann" (1981) und "Über den Import, das Eigenleben und mögliche Zukünfte von Begriffen: Etikettierung, Devianz, Soziale Probleme usw." (2006) sowie dringlicher eigener Vorschlag, in der Sozialen Arbeit vom sozialpathologischen Vokabular der "sozialen Probleme" Abstand zu nehmen

Ich will im folgenden versuchen, einen Spiegel zu nutzen, den Heinz Steinert (1981 und 2006) der Soziologie vorgehalten hat, um Implikationen zu benennen, die das Kategorisieren von sozialen Konflikten, von Widerständigkeiten der Leute, von Arbeit am Sozialen als ein Soziales Problem mit sich bringt. Es gehört zumindest zu meinen Erfahrungen, dass Begriffe nur begrenzt umdefiniert und durch befreiende Inhalte "besetzt" werden können. Ich verstehe das "Spiegeln" und die Textkollage als eine Art Verbraucherberatung. Mögen wir durch den Spiegel den Balken im Auge der Soziologie Sozialer Probleme erkennen, um so auch diverse Splitter im eigenen Auge zu sehen.

Gloria Schmid
Ansätze einer feministischen Sprachkritik in ihrer Bedeutung für die Soziale Arbeit

Soziale Arbeit ist ausgelegt auf zwischenmenschliches Arbeiten. Sozialarbeiter_innen werden ausgebildet, um anderen Personen Zugänge zu ihnen verschlossenen Möglichkeiten zu ebnen. Ein Großteil der Arbeit besteht aus Kommunikation: Sozialarbeiter_innen sprechen mit und über Personen. Dieses Sprechen kann jedoch in vielerlei Hinsicht Barrieren aufbauen, wo es den Abbau dieser intendiert. In diesem Beitrag möchte ich Anhand feministischer Sprachkritik, Ausschließungsprozesse innerhalb verschiedener Sprachpraxen aufzeigen und dadurch das emanzipatorische Potential dessen für die Soziale Arbeit darlegen.

Michael May
Die Bedeutung non-verbaler Kommunikationsformen für personenbezogene soziale Dienstleistungen

Bisher konzentrieren sich Analysen über Verständigungsprozesse in der Sozialen Arbeit vor allem auf den verbalen Bereich. Das, was nonverbal in diesen Prozessen passiert, hat bisher so gut wie keine Aufmerksamkeit erfahren. In Ermangelung spezieller Arbeiten aus dem Bereich Sozialer Arbeit sollen die Erkenntnisse jener Studien aus dem Bereich der Therapieforschung - und wie diese nun bezüglich der Beachtung non-verbaler Kommunikation und sinnlicher Lebensäußerungen in unterschiedlicher Weise in der Psychotherapie aufgegriffen werden - in ihrer Bedeutung für die Soziale Arbeit diskutiert werden. Zugleich soll jedoch auch in den Blick gerückt werden, welche Perspektiven im Hinblick auf einen professionellen Umgang mit non-verbalen Interaktionen und leiblichen Lebensäußerungen durch die Arbeiten jener frühen Dissidenten der Psychoanalyse für die Soziale Arbeit eröffnet werden.

Egon Becker
Das Sozialistische Büro - ein unvollendetes Projekt?

Egon Becker erinnert als "Zeitzeuge" an die Gründung und die Arbeit des "Sozialistischen Büros Offenbach" (SB) in den Jahren 1969-1997, sowie an seinen Mitbegründer Arno Klönne. Die Vorläuferin der "Widersprüche", das "Info-Sozialarbeit", war ein Projekt des SB. Aus ihm sind die "Widersprüche" hervorgegangen. Einige Redaktionsmitglieder unserer Zeitschrift haben aktiv im SB mitgearbeitet und andere waren ihm politisch und in gemeinsamen Aktionen verbunden, z.B. im "Jugendpolitischen Forum" in den 70er Jahren. Insofern ist die Geschichte der "Widersprüche" zu einem nicht geringen Teil mit der des SB verbunden.

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