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Heft 140: Politik des Sozialen und Religion - Ein ambivalentes Verhältnis

2016 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titel Heft 140
  • Juni 2016
  • 142 Seiten
  • EUR 15,00 / SFr
  • ISBN 3-89691-010-3
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Micha Brumlik
Spirituelle Subtexte des Politischen
Prophetische Rede

Der Beitrag untersucht die politische Sozialkritik auf ihren spirituellen Gehalt und begründet die These, dass sich dieser in seinem Bezug auf die biblische Prophetie zeige. Indem er die biblischen Schriften als Quellen politischer Theorie in frühhochkulturellen Gesellschaften liest, arbeitet er den spezifischen Charakter der biblischen Propheten heraus. Am Beispiel von Martin Luther King sowie Ernst Bloch und mit verschiedenen Verweisen auf zeitgenössische politische "Prophetinnen und Propheten" begründet und illustriert er das spezifische Format prophetischer Sozialkritik und erörtert die Bedingungen ihrer Fähigkeit, Resonanz zu erzeugen.

Michael Ramminger
Die Linke und die Religionskritik

Angesichts der vielbehaupteten Wiederkehr der Religion plädiert der Beitrag für ein von Marx inspiriertes Religionsverständnis und eine Religionskritik, die den oft verengten Blick auf Religion "als Opium des Volkes" und als totalitäre Ideologie mit Benjamin kritisch auf die Frage nach "Kapitalismus als Religion" weitet. Religionen sind nicht das Gegenüber von Vernunft und Aufklärung, sondern Teil gesellschaftlicher Auseinandersetzungen um die Interpretation der Welt - im Guten wie im Schlechten.

Joachim Weber
Religionslosigkeit, Fundamentalismus und radikale Weltliebe

Das Religiöse, so die These im folgenden Beitrag, thematisiert einen Umgang mit dem Unverfügbaren und steht damit im Widerspruch zur okzidentalen Kultur der Verfügbarmachung und Verdinglichung. Dabei erleben wir, dass religiöse Menschen sich gegen diese Verfügungsideologie wehren. Schauen wir religionsvergleichend auf das Phänomen des Religiösen, insbesondere auf die mystischen Traditionen verschiedener religiösen Traditionen, dann fällt das radikale Moment von Religiosität auf. Der Fundamentalismus bezieht sich auf eigenartige Weise auf dieses radikale Potential, aber so, dass es gleichzeitig das Unverfügbare wieder verfügbar zu machen trachtet und auf diese Weise auslöscht. Dabei kann gerade die religiöse Radikalität dazu beitragen, die Welt in ihrer Unverfügbarkeit radikal zu lieben. Leseprobe

Arne Schäfer
Ordnung - Keuschheit - Mission
Über religiöse Ideologie, Kulturkritik und sozialpädagogische Praxis evangelikaler Christen

Am Beispiel evangelikaler Christen und Angehöriger der christlichen Rechten setzt sich der Beitrag kritisch mit der Verbindung von religiöser Ideologie, Mission und sozialpädagogischen Aktivitäten auseinander. Zunächst wird das dualistische Welt- und Gesellschaftsbild der Evangelikalen beleuchtet. Anschließend werden der patriarchale Charakter sowie die bildungs-, familien- und sozialpolitischen Positionen der Bewegung herausgearbeitet, um am Beispiel der Kinder- und Jugendarbeit zu zeigen, dass missionarische und sozialpädagogische Aktivitäten eng miteinander verknüpft sind. Kinder- und Jugendarbeit hat in diesem Zusammenhang die Funktion, christliche Werte zu vermitteln und dadurch junge Menschen vor einer angeblichen "sittlichen Desorientierung" zu bewahren.

Frank Düchting
Kirche auf Raumpatrouillie
Sozialraum und Gemeinwesendiakonie in der kirchlichen Diskussion

Kirche und ihre Wohlfahrtsverbände könnten und müssten bei einem reflektierten Verständnis von Sozialraum dort eine aktive, gemeinwohlorientierte Rolle spielen. Welche Hindernisse, Traditionen, Erfahrungen und Auseinandersetzungen dem voraus gesetzt sind, beschreibt dieser Artikel. Dabei werden die verschiedenen Formen und Normen des "Sozialraumbegriffes" unter die Lupe genommen und auf eine gemeinwesensorientierte Praxis hin beleuchtet.

Matthias Nauerth
Wie hält sie's mit der Religion?
Ein Beitrag zur Begründung der Bedeutung von Religionssensibilität in der Sozialen Arbeit

Religion gewinnt für die Soziale Arbeit zunehmend an Bedeutung, jedoch hat die Auseinandersetzung mit ihr im Bereich der Wissenschaft und der Profession bislang wenig stattgefunden. In diesem Beitrag wird herausgearbeitet, worin die zunehmende Bedeutung von Religion für die Soziale Arbeit besteht. Zudem werden die Thesen skizzenhaft begründet, dass Soziale Arbeit a.) religionssensibel werden muss und dies b.) leichter gewollt als getan ist.

Michael Tüllmann
"Sowas hat mich ja noch nie jemand gefragt!"
Das Projekt "religions- und kultursensible Pädagogik" - ein Gespräch mit Michael Tüllmann

Im Interview mit dem langjährigen Leiter des Stiftungsbereichs Behindertenhilfe und Jugendhilfe des Rauhen Hauses in Hamburg, Michael Tüllmann, geht es um sein Bemühen, aus dem Geist kritischer Sozialpädagogik eine religionssensible Soziale Arbeit theoretisch sowie praktisch-konzeptionell zu entwickeln.

Friedemann Affolderbach
Zu den Widersprüchen (in) der Offenen Arbeit und Sozialdiakonischen Jugendarbeit in der DDR

Eine Diskussion Offener Arbeit und Sozialdiakonischer Jugendarbeit in der DDR ist im Dualismus gegenwärtiger Geschichtsdiskurse gebrochen, denn die Kirche und ihre Arbeitszweige gelten dabei stets als Gegenentwurf zur totalitär verfassten DDR-Diktatur. Dadurch verlieren sich die Widersprüche des Alltäglichen und umkämpfter Positionen. Sie vereinheitlichen sich zu einer Erzählung der Geschichte Offener Arbeit und sozialdiakonischer Jugendarbeit als einer Erfahrungsgeschichte von Repression und Opposition. Ausgehend von biografischen Erfahrungen skizziert der Beitrag eben diese Widersprüche und umkämpften Positionen Offener Arbeit / Sozialdiakonischer Jugendarbeit in der DDR. Die damit verbundenen Konflikte werden als Ausdruck eines hegemonialen Ringens um Strukturen und Inhalte der damaligen Kirche verstanden. Der kirchliche Raum zirkuliert dabei zwischen den Möglichkeiten von Selbstbestimmung und den Effekten einer Passivierung.

Sebastian Meyer
Der Klient als Risiko
Eine empirische Studie über das Versiegen der Lebensweltorientierung im Allgemeinen Sozialen Dienst

In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer empirischen Studie zum "Verschwinden" der Lebensweltorientierung aus der Alltagspraxis des Allgemeinen Sozialen Dienstes thematisiert. Insbesondere stellt sich dabei heraus, dass im Zuge der öffentlich thematisierten Fälle von Kindeswohlgefährdung mit Todesfolge die Adressat_innen und deren Lebenswelt zunehmend als Risiko für die eigene Arbeit und Berufsbiographie betrachtet werden.

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