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Heft 135: Sozialraum ist die Antwort - Was war nochmals die Frage?

2015 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titelseite Heft 135
  • März 2015
  • 144 Seiten
  • EUR 15,00 / SFr
  • ISBN 3-89691-995-4
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Matthias Drilling, Patrick Oehler, Olaf Schnur
Über den emanzipatorisch-utopischen Gehalt von Sozialraumorientierung

Der emanzipatorisch-utopische Gehalt von Sozialraumorientierung wird bis hin zum Beginn Sozialer Arbeit in den Settlements zurückverfolgt, um dann die "Transformation emanzipativer Programmatiken" in der Gemeinwesenarbeit und Alltags- und Lebensweltorientierung nachzuzeichnen. Gegenüber den "utopie- und bewegungslos" geworden aktuellen Debatten um den Sozialraum, werden im Vergleich der Positionen Jacques Rancière und Benjamin Barber radikal-demokratische bzw. kommunitarische und dystopische bzw. utopische Fragmente mit der Intention aufgegriffen, die "festgefahrenen" Debatten in der Sozialen Arbeit zu öffnen.

Sebastian Dirks, Fabian Kessl, Kristina Schulz
(Re)produktion von (Un)Ordnung im öffentlichen Raum

Im vorliegenden Beitrag wird eine raum(re)produktionsthoretische Analyse fachlicher Praxis in der Sozialen Arbeit vorgestellt. Dabei fokussieren wir Soziale Arbeit als Akteurin im Prozess der Bearbeitung und Herstellung öffentlicher Ordnung im Kontext großstädtischer Stadtteilentwicklung. Unsere Argumentation basiert auf empirischen Befunden, die wir im Essener Forschungsprojekt "Urbane Raum(re)produktion Sozialer Arbeit" im Rahmen ethnographischer Untersuchungen gewonnen haben. Von einer praxeologischen Position aus erweisen sich Ordnungsprozesse im öffentlichen Raum als Prozesse der Sichtbar- und Unsichtbarmachung von Adressat_innen fachlicher Angebote in der Sozialen Arbeit dar. Diese realisieren sich u.a. als Exklusion von Zielgruppen aus dem öffentlichen Raum oder als Bereitstellung von Schutzräumen für diese Gruppen. Der Beitrag diskutiert diese Prozesse als unterbelichtete Seite (sozial)raumorientierter Ansätze in der Sozialen Arbeit.

Friedemann Affolderbach
Gemeinwesen und Sozialraum im Spannungsfeld von Rechtsextremismus
Gemeinwesenorientierte Beratungsarbeit Mobiler Beratungsteams

Die Stichworte Gemeinwesen und Sozialraum waren handlungsleitende Stichworte einer gemeinwesenorientierten Beratungsarbeit von Mobilen Beratungsteams im Spannungsfeld Rechtsextremismus. Die hiermit verknüpfte Verortung von Sozialraum und Gemeinwesen als Territorium, erweist sich als Selbstbegrenzung und neue Form von "gouvernance". Darüber hinaus ist die in der Beratungsarbeit angelegte antirassistische Politik in Deutungsmustern und ideologischen Grenzziehungen von Rassismus und Kulturalismus gebrochen. Hieraus resultiert die Notwendigkeit, das Lokale als sinnlich-kooperativer Zusammenhang zu denken.

Matthias Lindner, Philip Mattern
Warum Bildungslandschaften?
Einige Überlegungen zu Form und Konjunktur einer eigenartigen Figur

In der inzwischen breiten Debatte um Bildungslandschaften stellt die Frage nach ihrer Form und Funktion einen weitgehend blinden Fleck dar. Es wird viel über die konkreten Programmziele und -inhalte einzelner Bildungslandschaften geschrieben, aber wenig darüber, warum diese Ziele und Inhalte überhaupt in genau dieser Form programmiert werden. Ebenso bleibt die Frage nach der Funktion, die sie in der Restrukturierung von Bildung im postwohlfahrtsstaatlichen Arrangement erfüllen, weitgehend ausgeklammert. In dem Artikel wird die These verfolgt, dass Bildungslandschaften deshalb so beliebt sind, weil sie Antworten auf ein ganzes Bündel von Fragen versprechen, die aus objektiven Anforderungen an das Bildungssystem resultieren. Die eigenartige Figur der Bildungslandschaft wird dabei als das Resultat der Anstrengung verstanden, diverse Herausforderungen zu meistern, die gegenwärtige gesellschaftliche Transformationsprozesse mit sich bringen. Diese widersprüchlichen Prozesse in und hinter den Bildungslandschaften deutlich und zum Gegenstand der Diskussion zu machen, ist das Anliegen der Autoren. Leseprobe

Klaus Engelberty
Der lange Weg zur Sozialraumorientierung
Unterschiedliche Sichtweisen beim Umstrukturierungsprozess

Der Beitrag untersucht den Change-Management-Prozess eines regionalen Wohlfahrtsverbandes weg von einer traditionell "versäulenden" Struktur nach Fachgebieten hin zu einer Sozialraumorientierung in Verbindung mit der Bildung entsprechender Sozialraumteams. Dabei kommt nicht nur in den Blick, wie und mit welchen Strategien verschiedene Akteurskonstellationen ganz unterschiedliche Interessenlagen in diesen Prozess verfolgen. Es werden auch Verbindungen zu in bestimmten Arbeitsfeldern präferierten Methoden Sozialer Arbeit hergestellt und aufgezeigt, wie damit korrespondierende Professionsverständnisse durch den Umsteuerungsprozess auf Sozialraumorientierung in je eigener Weise tangiert werden.

Albert Scherr
Was leisten Sozialpolitik und Soziale Arbeit in wohlfahrtsstaatlich verfassten Nationalgesellschaften?
Eine Replik

Die Replik bestreitet die von Norbert Wohlfahrt in seinem Beitrag zum Heft 133 "Vom 'Klassenkompromiss' zur klassenlosen Staatsbürgergesellschaft? Zu einigen Widersprüchen einer 'inklusiven' Sozialpolitik" provozierend vorgetragene These, dass die systemtheoretische Unterscheidung von Inklusion und Exklusion einen normativen Maßstab und ein normatives Verständnis der Aufgaben Sozialer Arbeit voraussetzt oder impliziert. Zudem kontert er Wohlfahrts dezidierte Kritik, dass "weder das Bildungswesen noch die Arbeitswelt oder der Zugang zu sozialen Leistungen [...] einem Prinzip von Einschluss oder Ausschluss" folgen.

Bill Hughes
Zivilisierung und ontologische Invalidierung von Menschen mit Behinderung
Teil I

Im Folgenden werde ich - mit Bezug auf Norbert Elias - aufzeigen, dass die Behandlung von Menschen mit Behinderung in der Moderne ein barbarischer Nebenkriegsschauplatz auf dem langen Marsch des "Zivilisationsprozesses" (Elias 2000) ist. Der "personality structure" Ableismus (Kumar Campbell 2012) der Moderne transformiert die eigene ontologische Unsicherheit in Aversion gegen Behinderung und in deren Entsorgung. Diese negierende Antwort auf biologische und geistige Differenzen in der Moderne wird vom Streben nach der Norm des bereinigten menschlichen Verhaltens und Erscheinungsbildes (Elias 2000) sowie der in den Zivilisationsprozess eingebetteten Tendenz getragen, die physische bzw. intellektuelle Unterschiedlichkeit zu belächeln und zu verachten. Die gesellschaftlichen und sozialpolitischen Antworten auf Behinderung in der Moderne können und dürfen nicht von der emotionalen Aversion gegenüber Einschränkungen getrennt werden, die die Hegemonie des Nicht-Behinderten kennzeichnen. Mit Elias Konzepten der Psychogenese und Soziogenese werde ich erläutern, wie sich die Geschichte von Behinderung in der Moderne in Richtung einer sozialen und ontologischen Invalidierung des Lebens von Menschen mit Behinderung entwickelt hat.

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