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Heft 128: Soziale Arbeit als Lohnarbeit

2013 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titel Heft 128
  • Juni 2013
  • 154 Seiten
  • EUR 15,00 / SFr
  • ISBN 3-89691-988-5
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Karl August Chassé
Deregulierte Soziale Arbeit?

Dass die Schere zwischen dem gesellschaftlichen Oben und Unten weiter auseinandergeht, ist eine im letzten Jahrzehnt vielfach gestellte Diagnose (vgl. u.a. Datenreport 2011). Vor diesem Hintergrund ist der in Politik und Fachöffentlichkeit viel beachtete starke Anstieg der Hilfen zur Erziehung seit 2008 um etwa 20-25% nach Fallzahlen und Kosten nicht erstaunlich. Den veränderten Lebenslagen der Adressaten korrespondiert eine Veränderung der Arbeitssituation der Beschäftigten in der Sozialen Arbeit, die - so die These hier - die Gefahr einer Deprofessionalisierung der Sozialen Arbeit bei paralleler Prekarisierung der Lebenslagen der Adressaten mit sich führt.

Heinz-Jürgen Dahme, Norbert Wohlfahrt
Europäische Staatsschuldenkrise und soziale Dienste
Zur Durchsetzung neuer Rentabilitäts- und Akkumulationsbedingungen im Sozialsektor

Die Finanzkrise begann im Sommer 2007 in den USA mit der Entwertung von Wertpapieren, in denen unter anderem private Hypothekenschulden zu spekulativen Geschäftsartikeln verarbeitet worden waren, die dann in einer schier endlosen Kette von Finanzinstitut zu Finanzinstitut weiterverkauft und zwischenzeitlich auch noch mit anderen "Verbriefungen" zu neuen Finanzprodukten "veredelt" wurden. In der Erwartung von kurzfristigem Spekulationsgewinn fanden all diese neuen Verpackungen von Krediten weltweit Abnehmer und haben zu einer Spekulationskrise geführt, die zuerst die Banken an den Abgrund des Zusammenbruchs geführt haben. Im September 2008 war mit dem Zusammenbruch der Lehmann Brothers Bank deutlich geworden, dass das, was als Subprime-Hypothesen-Krise in den USA begonnen, sich mittlerweile zu einer globalen Krise des Finanzsektors insgesamt ausgewachsen hatte. Die Krise verstärkt sich, da die EU im Rahmen ihrer "Europa 2020-Strategie" zur Steuerung der Krise wie der defizitären nationalen Haushalte Empfehlungen ausspricht, die zum Teil Weisungscharakter annehmen, wie die, die Haushalte zu sanieren, Sozialprogramme zu straffen, eine aktivierende Arbeitsmarkt- und Workfare-Politik nach deutschem Vorbild zu entwickeln, was in der Summe dann zur Verarmung immer breiterer Schichten der Bevölkerung beiträgt, insbesondere aber zur Verstärkung der Arbeitslosigkeit von Jugendlichen (vgl. Offe 2013).

Franz Segbers
Die Konflikte um das Recht der Beschäftigten in Kirche, Diakonie und Caritas
Ein kritisches Resümee des Dienens

"Zunächst, meine Damen und Herren, möchte ich meiner Freude über den Abschluss des Tarifvertrags Ausdruck geben." Mit diesem Satz bekundete 1919 der Synodale Mumm seine Freude über die Synodenentscheidung der Stadtsynode Berlin, dem Abschluss eines Tarifvertrags einstimmig zuzustimmen. Dieses wenn auch weit zurück liegende Ereignis ist nach wie vor deshalb noch von Bedeutung, weil derzeit behauptet wird: Gewerkschaftliche Interessenvertretung, Tarifverträge und Betriebsräte kann es in der Kirche nicht geben, denn das würde ihrem Auftrag wiedersprechen. Kirche brauche eigene Arbeitsrechtsregelungen, sie sei schließlich eine Dienstgemeinschaft. Die Berliner Stadtsynode widerlegt diese Behauptungen. Leseprobe

Iris Nowak
Über die Schwierigkeit von Kämpfen in der Sorgearbeit

Im Bereich der (Alten-)Pflegearbeit haben soziale Konflikte um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in zweifacher Hinsicht marginale Bedeutung: Zum einen werden entsprechende Auseinandersetzungen (z.B. um Tarifverträge) selten geführt; nur wenige Einrichtungen haben Betriebsräte oder gewerkschaftliche Vertretungsstrukturen. Zum anderen betrachtet die kritische Arbeitsforschung bei der Suche nach Konflikten in der Regel nur Bereiche der Produktion materieller Güter und hiermit zusammenhängender Dienstleistungen. Diese doppelte Marginalität von Konflikten in diesem Bereich ist historisch gewachsen und hängt mit der spezifischen Art der Tätigkeit zusammen.

Barbara Rose, Jan Wulf-Schnabel
Von der Schwierigkeit, die Lohnarbeitsverhältnisse zum Thema zu machen

Lohnarbeitsverhältnisse verändern sich. Mit diesem Artikel wollen wir der Frage nachgehen, wann, von wem und wie die Lohnarbeitsverhältnisse in der Sozialen Arbeit zum Thema gemacht werden. Ausgelöst wird diese Fragestellung durch die Transformationsprozesse des Sozialen (während der nahezu vergangenen zwei Jahrzehnte) sowie deren Wirkung auf die Arbeitsbedingungen und -verhältnisse der Professionellen.

Arianne Brenssell
Burnout
Ausblendungen; Herrschaftsaspekte und emanzipatorische Perspektiven für die Soziale Arbeit

Die "Euro-Krise kostet Menschenleben" titelt Spiegel Online am 27. März und stellt eine Studie von "The Lancet" - einer führenden Fachzeitschrift für Gesundheitsfragen - vor. Die Studie zeigt, dass die Folgen der europäischen Krisenregulation - die drastischen Haushaltseinschnitte und Schuldenbremsen - für die Menschen gravierend sind: "We [...] warn about the public health effects of the current financial crisis" (Kleinert u.a. 2013). Diese Folgen jedoch würden geleugnet und gar verschleiert, sagt der Medizinprofessor McKee, einer der Leiter der Studie laut Spiegel Online. Solch explizite Worte sind selten zu vernehmen. Um einiges harmloser scheint demgegenüber die vielbeschriebene Depression, für die die Rede von Burnout steht, die hierzulande eine Zeitlang die Medien bestimmt hat. Doch auch sie ist eine Kehrseite der aktuellen politischen und ökonomischen Entwicklungen.

Miriam Meuth
Wohn-Ort als pädagogischer Raum
Raumsoziologische Überlegungen zu 'Wohnen' innerhalb des sozialpädagogisch begleiteten Jugendwohnens

Im theoretischen und politischen Diskurs um (Sozial-)Raumorientierung wird die Kategorie Raum auch innerhalb der Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik intensiv thematisiert. Dies hat zu einer Änderung der Blickrichtung "vom Fall zum Feld" geführt (Fritsche/Lingg/Reutlinger 2010: 11). Zutreffend ist dies für Analysen des öffentlichen und städtischen Raums sowie sozialpädagogischer Angebote wie der offenen Jugendarbeit (vgl. u.a. Deinet 1990, 2009; Köngeter/Cloos 2010); für wohnbezogene Angebote muss diese Aussage jedoch relativiert werden: Raum - auch im Sinne von Wohnraum - wird hier nur am Rande zum Gegenstand theoretischer Überlegungen. Im Kontext der theoretisch-fachlichen Auseinandersetzung zur Heimerziehung gilt die Alltagsorganisation als wesentliches pädagogisches Moment (vgl. Freigang 2004; Grunwald/Thiersch 2011), die auch wohnbezogene Aspekte mit einbezieht. An einer dezidierten empirischen bzw. theoretischen Analyse von Wohnen im pädagogischen Zusammenhang mangelt es jedoch auch hier. Eine Ausnahme stellen die Auseinandersetzung Winklers (vgl. 1999) mit dem "Ortshandeln" dar, das er als ein konstitutives Element der Heimerziehung ansieht.

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