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Heft 114: Die immerwährende Lust am Genetischen - ein posthumer Beitrag zum Darwin-Jahr

2009 | Inhalt | Editorial | Abstracts

Titelseite Heft 114
  • Dezember 2009
  • 144 Seiten
  • EUR 15,00 / SFr 21,90
  • ISBN 3-937461-65-6
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Eckhard Rohrmann
Ausgewählte Schlaglichter aus dem "Kulturkampf" wissenschaftlicher und religiöser Fundamentalismen und seiner Zuspitzung im Umfeld des sog. Darwinjahres

Der 200. Geburtstag von Charles Darwin am 12. Feburar 2009 und der 150. Jahrestag des erstmaligen Erscheinens seines Werkes "On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life" am 24. November 2009, mit dem er die sog. Evolutionstheorie grundgelegt hatte, wurden vielfach zum Anlass genommen, das Jahr 2009 als Darwin-Jahr und seinen Namensgeber als einen der, wenn nicht den größten Biologen aller Zeiten, ja als "Mozart der Biologie" (Kutschera 2009, S. 317) zu feiern.

Erika Feyerabend
Molekulargenetische Regierungsprogramme

Das Jahrzehnt, das sich nun dem Ende neigt, begann mit einer eindrucksvollen Dramaturgie. Im März 2000 verkündeten US-Präsident Bill Clinton und der britische Premierminister Tony Blair gemeinsam vor laufenden Kameras der Weltöffentlichkeit: Das menschliche Genom ist entschlüsselt - zumindest seine "Rohdaten". Die vorläufigen Ergebnisse des Human Genome Projects galten umgehend als "historisches Ereignis". Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel kommentierte euphorisch: "Wer wird am Ende jenen Satz sagen dürfen, mit dem er hoffen kann, in die Geschichte einzugehen wie einst Neil Armstrong, als er am 21. Juli 1969 als erster Mensch die Oberfläche des Mondes betrat?" Fest verankert im kollektiven Bewusstsein ist dieser Satz vom kleinen Schritt für den einzelnen Mann und dem gewaltigen Sprung für die Menschheit. Deshalb wurde er auch beim Medienereignis der Genomforschung endlos zitiert. Die wirkungsvolle Analogie zwischen Kosmos und Mikrokosmos des Zellkerns blendet aber vieles aus.

Michael May
Zur Kritik von evolutionärer Theorie und Pädagogik sowie der Rezeption neurowissenschaftlicher Erkenntnisse in den Erziehungswissenschaften

Auf der Basis eines auf Marx zurückgehenden Naturalismus kritisiert der Beitrag am Beispiel der im Beiheft Biowissenschaft und Erziehungswissenschaft der ZfE versammelten Beiträge die modernen biowissenschaftlichen Ansätze evolutionärer Theorie und Pädagogik sowie Hirnforschung.

Thomas Krauß
Die Ideologie der Evolutionspsychologie?

Dass "nichts in der Biologie [...] Sinn ergibt, außer man betrachtet es im Lichte der Evolution" (Dobzhansky 1937: 5) mag für die Biologie zwar stimmen. Ob es zugleich auch für das historische, soziale, kulturelle und psychische Leben der Menschen gilt, ist mehr als fraglich...

Gunda Barsch
Medizinisch eingehegt
Forschung zum Umgang mit psycho-aktiven Substanzen

Ein Blick auf die in Deutschland geförderte Forschung zu Substanzkonsum, Abhängigkeit und Sucht verdeutlicht, dass forschungspolitisch schon seit vielen Jahren die Schwerpunkte im biomedizinischen Bereich und in der Therapieforschung gesetzt werden (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2007). Angesichts der vollständig fehlenden sozialwissenschaftlichen Forschung zum geglückten Umgang mit psychoaktiven Substanzen drängt sich der Eindruck auf, dass die neuen technischen Fähigkeiten ganz offenkundig wieder alte Ideen entfachen, wonach Unterschiede zwischen den Menschen - sei es bei Krankheit, Verhalten, Intelligenz oder andere Fähigkeiten - vor allem vererbt und damit biologisch determiniert seien.

Eckhard Rohrmann
Zur Dialektik der Evolution oder die Evolution der Evolution
Von der Aufhebung der biologischen in der sozialen und kulturellen Evolution - Aspekte einer dialektisch-materialistischen Interpretation der Darwinschen Evolutionstheorie

Nach den großen Erfolgen der klassischen Naturwissenschaften, denen es zunächst um die Erforschung der Gesetze vor allem der unbelebten Natur ging, gingen die biologischen Wissenschaften seit der Mitte des 17. Jahrhunderts daran, ganz geprägt vom dualistischen Mechanismus des seinerzeit neuen kartesianischen Wissenschaftsverständnisses, die lebende Natur zu erforschen.

Manfred Kappeler
Darwin und der Sozial-Darwinismus
Ein Beitrag zur Entmythologisierung des Evolutions-Heiligen

Im Folgenden werde ich zeigen, dass Darwin als Theologe und Puritaner zwar lange moralische Skrupel hatte, die in seinem Werk angelegten eugenischen und rassistischen Konsequenzen explizit zu ziehen, sich gegen Ende seines langen Forscherlebens aber schließlich ohne Einschränkungen dazu bekannte.

Erdmann Prömmel
Zwang in der sozialen Arbeit, welcher Zwang?
oder: Von der Pädagogik der Seele zur Konditionierung des Verhaltens

Zwang in der sozialen Arbeit, welcher Zwang? - oder: Von der Pädagogik der Seele zur Konditionierung des Verhaltens In der sozialgeschichtlichen Betrachtung der Sozialpolitik und damit der sozialen Arbeit als einem ihrer Teilbereiche herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass ihre Ursprünge in den Städten des frühen 16. Jahrhunderts liegen, in dem Übergang von der christlichen Armenfürsorge zur städtischen Armenpflege (bspw. Fischer 1979: 161). Dieser Übergang vollzog sich in einem Zeitraum, der bedingt durch die Ausweitung des Fernhandels und damit der Ware-Geld-Beziehung durch wesentliche Veränderungen innerhalb der städtischen Gesellschaften geprägt war: Die Erhebung der Werte einer handwerklichen Mittelschicht, Pünktlichkeit, Mäßigung und Disziplin "aus dem Status 'subkultureller Werte' zum allgemein verbindlichen Status" (vgl. Sachße/Tennstedt 1998: 38)...

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