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Heft 96: Jenseits von Status und Expertise - Soziale Arbeit als professionelle Kultur

2005 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titelseite Heft 96
  • Juni 2005
  • 128 Seiten
  • EUR 11,00 / SFr 19,80
  • ISBN 3-89370-408-6
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Michael Langhanky
Diagnostik - eine Kunst des Regierens

Der folgende Text ist als Vortrag am 28. Sozialpädagogik-Tag des Fachbereichs Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen am 27. November 2004 gehalten worden. Mit Bezug auf die aktuelle diagnostische Diskussion (vgl. WIDERSPRÜCHE Heft 88, 2003) werden fünf Spannungsfelder des "Regierens" und des "Nicht-So-Regiert-Werdens" entfaltet: Klassifizieren oder Betrachten, Verstehen oder Verständigen, Erklären oder Klarheit gewinnen, Steuern oder Entfalten, Macht oder Herrschaft. Mit Bezug auf den in der Bundesrepublik eher unbekannten französischen Sozialwissenschaftler Jullien und den sehr viel bekannteren Foucault wird eine paradigmatische Unterscheidung zwischen Macht und Herrschaft in der Nachfolge von Hannah Arendt entfaltet. Wen darüber hinaus interessiert, wie eine in diesem Rahmen praktizierte Soziale Arbeit möglich ist, lese die Untersuchung "Erfolgreich sozialräumlich handeln", die Michael Langhanky zusammen mit Cornelia Frieß, Marcus Hußmann und Timm Kunstreich als Bericht über die Evaluation der Hamburger Kinder- und Familiehilfezentren durchgeführt hat (Bielefeld 2004).

Manfred Kappeler
Vom Sozialstaat zum Präventionsstaat - Mit besonderer Berücksichtigung des Präventionsdenkens in der Sozialen Arbeit

Seit Beginn der Neuzeit hat sich das Sicherheitsdenken vom Schutz gegen unmittelbar drohende Gefahren durch äußere Gewalten (Naturkatastrophen, Feuersbrunst etc.) zunächst auf den "gefährlichen Menschen" und schließlich auf das "Gefährliche im Menschen" verlagert. Während es den gesellschaftskritischen sozialen Bewegungen immer um eine "Prävention der Verhältnisse" ging, dominierte in der professionellen Sozialen Arbeit seit ihren Anfängen im späten neunzehnten Jahrhundert eine "Prävention des Verhaltens" von Individuen, in der Form diverser Strategien der Normalisierung. Gegenwärtig ist Prävention in Theorie und Praxis in allen Bereichen der Sozialen Arbeit zum Zentrum des Selbstverständnisses geworden. Mit einigem Recht kann heute von Prävention als einen kulturellen Fokus der Sozialen Arbeit gesprochen werden. Die normative Aufladung der Prävention, ihre Bedeutung als ordnungspolitische Strategie der Anpassung und Kontrolle wird kaum gesehen. Dominant ist die scheinbare Evidenz des Slogans "Vorbeugen ist besser als Heilen".

Michael May
Was ist Soziale Arbeit?
Ansatz einer alternativen Begriffsbestimmung

Um verschüttete Voraussetzungen der "spezifischen Rationalität" fachlicher Diskurse um eine Professionalität Sozialer Arbeit sichtbar zu machen und einen kritischen Bezugspunkt der Theoriebildung zu gewinnen, wird vorgeschlagen, Soziale Arbeit als Arbeit am Sozialen zu fassen. In kritischer Auseinandersetzung mit aktuellen Theorien sozialen Kapitals wird zunächst eine Bestimmung "des Sozialen" vorgenommen. Von dort ausgehend werden grundlegende Widersprüche analysiert, in die Soziale Arbeit in unserer Gesellschaft eingespannt ist, und es werden konzeptionelle Vorschläge unterbreitet, wie mit diesem im Rahmen eines "Arbeitsprinzips Partizipation" umgegangen werden kann.

Jan Kruse
Reflektierte Subjektivität als Programm einer professionellen Kultur Sozialer Arbeit

In dem Beitrag wird die These begründet, dass "reflektierte Subjektivität" ein sowohl missachteter als auch missbrauchter Aspekt in den gegenwärtigen Wandlungsprozessen professioneller Sozialer Arbeit darstellt. Zwar stellt Subjektivität und deren Reflexion in den Methoden Sozialer Arbeit schon immer einen grundlegenden Bestandteil dar (Supervision, etc.) und ist obendrein auch keine unbekannte Größe in den gängigen Professionalisierungstheorien. Aber das Konzept der reflektierten Subjektivität ist im Zusammenhang der Dimensionen von subjektivierendem Arbeitshandeln und implizitem Wissen noch immer nicht in den sozialarbeiterischen Handlungstheorien systematisch konzeptionalisiert worden. Zudem wird reflektierte Subjektivität in den aktuellen Objektivierungsparadigmen des "New Professionalism" konterkariert, in dem diese Paradigmen im Rahmen der Ökonomisierung des Sozialen den Prozess eines intendierten Selbstzwangs zur technologischen Selbstobjektivierung fordern. Insofern gilt es, das Konzept der reflektierten Subjektivität gerade auf diesen beiden Ebenen neu zu reflektieren und als ein zentrales Programm einer professionellen Kultur Sozialer Arbeit zu formulieren.

Peter Szynka
Professionalität und die Kriterien für gute Arbeit bei Saul D. Alinsky

Nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 herrschte in vielen Wohngebieten der amerikanischen Großstädte Arbeitslosigkeit, Hunger und Verzweiflung. In dieser Situation entwickelte Saul D. Alinsky die Praxis des community organizing. Damit beeinflusste er die Entwicklung der Sozialen Arbeit in den USA und der Gemeinwesenarbeit in Deutschland. Bevor Alinsky sich mit einem Institut zum Aufbau von Bürgerorganisationen selbständig machte, studierte er Soziologie und Kriminologie in Chicago. Die vorliegende Fallstudie beschreibt Alinskys Professionalisierung und seine theoretischen und praktischen Standards, die er in der Ausbildung von Community Organizers und in der Organisationsentwicklung angewandt hat. Dabei werden die Details einer Arbeitsweise deutlich, die bisher in der deutschen Debatte um Professionalisierung von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern noch nicht hinreichend beachtet worden ist.

Peter Pantucek
Pseudoprofessionalisierung und Ambivalenz
Ein Lamento, eine Polemik und eine Reflexion

Das Feld der Sozialarbeit und der Diskursraum, in dem über sozialarbeiterische Professionalität geschrieben und gesprochen wird, sind anfällig für Ungenauigkeiten, für Verdrängung, für pathetische Bekenntnisse und opportunistische Heilserwartungen. Es ist also ein ganz normales Feld, in dem wir uns bewegen. Ich versuche in der Folge die polemische Analyse einiger Aspekte dieses Feldes.

Werner Brayer
Übersetzungsdienst Schnelsen - Mittler zwischen den Welten

Nachfolgender Artikel ist kein wissenschaftlicher Bericht. Er beschreibt am Beispiel eines Projektes - dem Übersetzungsdienst in Hamburg-Schnelsen - den Versuch, im Stadtteil vorhandenen Potentialen Geltung zu verschaffen und gleichzeitig Zugänge und gesellschaftliche Teilhabe für Migrantinnen und Migranten zu ermöglichen oder zumindest zu verbessern. Mit dem Projekt soll dem gesellschaftlichen Zustand der Ausgrenzung von Migranten und Flüchtlingen auch in sprachlicher Hinsicht begegnet und ihnen zu einer stärkeren Artikulation ihrer Bedürfnisse und Interessen verholfen werden. Leseprobe

Reinhart Wolff
1970 - 1975: In den Fängen totalitärer Traditionen
oder über den schwierigen Versuch, der Vergangenheit zu entkommen

Vortrag auf der Festveranstaltung des Instituts für Sozialpädagogik der Technischen Universität Berlin anlässlich des 65. Geburtstages und der Verabschiedung von Prof. Dr. Manfred Kappeler, am 11. Februar 2005, in Berlin.

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