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Heft 86: Safety first – Smile you're on camera

2002 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titelseite Heft 86
  • Dezember 2002
  • 132 Seiten
  • EUR 11,00 / SFr 19,80
  • ISBN 3-89370-375-6

Tilman Lutz, Katja Thane
Alles Risiko - oder was?
Sicherheitsdiskurse zwischen Rationalität und Moral

Risiko und Moral werden in kriminologischen und kriminalpolitischen Analysen derzeit gerne als antagonistische Logiken präsentiert. Dieser Widerspruch lässt sich bei der Analyse der Praxis auflösen, indem Risiko und Moral als synergetische Begründungen für die Beförderung der ausufernden und zunehmend repressiven Sicherheitspolitik begriffen werden. Leseprobe

Jan Wehrheim
Raumkontrolle
Von sozialer Ausgrenzung zu Ausschluss aus Raum und vice versa

Der Beitrag diskutiert empirische Zusammenhänge zwischen zwei aktuellen sozialräumlichen Entwicklungen: Verbindungen von Überwachung innerstädtischer Räume einerseits mit neuen Ausprägungen sozialer Ungleichheit, die mit dem Begriff der sozialen Ausgrenzung umschrieben werden, andererseits. Dies geschieht anhand von zwei neuen Raumtypen, die als Ausdruck der Privatisierung von Stadt anzusehen sind: Shopping Malls und Gated Communities. Ergebnisse verweisen darauf, dass erstens aus der Überwachung von Räumen Ausschluss bestimmter sozialer Gruppen folgt und sich zweitens Prozesse sozialer Ausgrenzung und räumlicher Verdrängung wechselseitig verstärken. Es erscheint jedoch essentiell, aktuelle Entwicklungen sozial und räumlich differenziert zu betrachten. Nicht alle Individuen und Gruppen, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind, werden auch räumlich exkludiert und umgekehrt. Zudem kann von Privatisierung und Überwachung von Raum nicht automatisch auf räumlichen Ausschluss einzelner Kategorien von Personen geschlossen werden. Entscheidend ist, dass diese Kategorien durch eine Kombination der Merkmale Fremdheit, Armut, Stigma und visuelle Auffälligkeit definiert sind. Zudem erscheint eine Differenzierung zwischen kommerzialisierten und nicht-kommerzialisierten Räumen hilfreich, wenngleich die Intensität von Überwachung und Ausschluss zusätzlich durch spezifische lokale Strukturen determiniert ist.

Ulrich Bröckling
Die Macht der Vorbeugung
16 Thesen zur Prävention

Vorbeugende Sozialtechnologien und Selbstpraktiken bilden eine übergreifende Form des Zukunftsmanagements moderner Gesellschaften. Sie geben eine grundlegende Antwort auf die radikalisierte Erfahrung von Kontingenz und schlagen sich in gesellschaftssanitären Programmen ebenso nieder wie in individuellen Strategien der Risikominimierung. Ihnen korrespondieren spezifische Wissensdispositive, die den Menschen als Fluchtpunkt und Effekt von Optimierungsanstrengungen beschreiben. Die Thesen zeichnen die Konturen dieses Machtdispositivs nach und fragen, worauf sich die fraglose Plausibilität des Satzes gründet, vorbeugen sei besser als heilen.

Susanne Krasmann
Videoüberwachung in neoliberalen Kontrollgesellschaften
Oder: Smile, you are on camera

Videoüberwachung, die auch in Deutschland seit den neunziger Jahren verstärkt zur Kontrolle des öffentlichen und halböffentlichen Raumes implementiert wird, sieht sich zumeist zwei Kritiklinien ausgesetzt. Unter dem Gesichtspunkt des Schutzes von Bürgerrechten stellt die Vision der Totalüberwachung eine zentrale Bezugsfolie der Kritik dar, während das Zusammenspiel von Überwachung und Selbstdisziplinierung im Benthamschen Panopticon als gesellschaftstheoretische Vision figuriert. Demgegenüber wird einer dritten Überlegung nachgegangen. Als eine Chiffre für neoliberale Kontrollgesellschaften steht die Videotechnik für zwei alternative Vergesellschaftungsformen: selbstunternehmerische Teilhabe oder Exklusion.

Joachim Häfele, Olaf Sobczak
Der Bahnhof als Laboratorium der Sicherheitsgesellschaft?
Soziale Kontrolle und Ausschließung am Hamburger Hauptbahnhof

Die soziale Realität an den Bahnhöfen hat sich seit einigen Jahren grundlegend verändert: Durch die Einführung umfangreicher Kontroll- und Ausschließungsmaßnahmen haben sich die einst öffentlichen (Bahnhofs )Räume zu privatisierten Hochsicherheitszonen verwandelt. Im vorliegenden Beitrag werden die an den Bahnhöfen vorfindbaren sozialen Kontroll- und Ausschließungsmethoden fallbeispielhaft am Raum Hamburger Hauptbahnhof beschrieben. Die Kontrolle des Raumes am Hamburger Hauptbahnhof wird als prototypisch für eine sicherheitsgesellschaftliche Organisation des urbanen Raumes charakterisiert. Im zweiten Teil des Beitrages werden Gruppierungen bzw. Aktionen vorgestellt, die sich in den vergangenen Jahren in kritisch-interventionistischer Weise mit den hegemonialen Sicherheitsstrukturen am Hamburger Hauptbahnhof auseinandergesetzt haben. Schließlich wird der Frage nachgegangen, ob bzw. inwieweit den sozialen Kontroll- und Ausschließungsmaßnahmen am Hamburger Hauptbahnhof durch eine überzeichnende interventionistische Praxis entgegengewirkt werden kann.

Karl August Chassé
Jugendhilfe zwischen Markt und Subjekt
Bemerkungen zum 11. Kinder- und Jugendbericht

Der 11. Jugendbericht spricht sich für einen "fachlich regulierten Wettbewerb" in der Sozialen Arbeit aus. Damit setzen sich Konzepte der Ökonomisierung, des aktivierenden Staates und der Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe durch, deren Konsequenzen im Bericht nicht ausdiskutiert werden. Das Konzept der Lebenslage wird vor allem hinsichtlich seiner Funktion von Sozialberichterstattung und Monitoring von Jugendhilfe diskutiert. Insgesamt blendet der Bericht die Subjektperspektive (vor allem von Kindern) weitgehend aus. Lebenslagenforschung müsste aber auch akteurs- und subjektbezogene Forschung sein. In der Auseinandersetzung um Bildung müsste Sozialpädagogik wesentlich kritischer, als es der Bericht tut, gegenüber dem bisherigen Bildungssystem argumentieren.

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